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Flussgeschichten | River Stories

Hallo & Willkommen!

In den vergangenen Monaten haben Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Bewohner:innen mitten im Spreewald ein kleines Örtchen zwischen Fließen, Kähnen und Bäumen erkundet. Ihre Forschungen mündeten in multimediale Installationen, Performances und Audiowalks die Sie sich jetzt anschauen können. Nachstehend finden Sie alle Beschreibungen sowie Informationen über die beteiligten Personen. 

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Legende

  1. VON RADDUSCH NACH BERLIN

  2. HYDROPHILES ARTEFAKT EINER ARCHÄOLOGIE DER ZUKUNFT

  3. DORIAN GRAY 

  4. FLUßFAHRT

  5. HAFEN / FLIEß

  6. WASSERMÄANDERN 

  7. ZWIEGESPRÄCH MIT DER SPREE

  8. WASSER IM DIALOG: LEBEN, FLUSS, VERÄNDERUNG

  9. DAS MÄRCHEN VOM RIESEN SPREJNIK

VON RADDUSCH NACH BERLIN

Glas, Wasser, Algen, Mikrobiom

Das Wasser, das Sie vor sich sehen, gehört nicht hierher. Und doch ist es Teil desselben Hydrosystems wie die Spree. Die Bewohner:innen von Raddusch haben es in ein Aquarium gegeben, um es als Botschaft nach Berlin zu schicken. Wir haben es mithilfe eines Spreewaldkahns in einer zweitägigen Flussreise vom Naturhafen Raddusch nach Berlin gebracht und haben dabei einen Teil des Weges nachvollzogen, den auch das Wasser der Spree auf seiner Reise von Kottmar in Sachsen bis zur Havel nimmt. So stellt sich die Frage, was es bedeutet, den Ausschnitt einer Wasserlandschaft an einen anderen Ort zu transportieren.Was sehen Sie vor sich? Ein Symbol? Eine Repräsentation? Teil einer Wasserlandschaft? Oder etwas Neues, das erst durch die Reise entstanden ist? 

HYDROPHILES ARTEFAKT EINER ARCHÄOLOGIE DER ZUKUNFT

Eschenholz, COB-LEDs, Powerbank, Metall

Ein Kubus aus Licht – neun, stelenartige Gebilde ragen senkrecht in die Höhe, an der einen Seite schmal, auf der anderen Seite zu einem langgezogenen Paddelblatt zulaufend. Jene sogenannten ‚Rudel‘ werden traditionell aus Eschenholz gefertigt und dienen bei der Kahnfahrt im Spreewald auf den Wasserkanälen und Fließen als Fortbewegungsmittel. Für die Installation « Hydrophiles Artefakt einer Archäologie der Zukunft» transformierte SurrealLabor die 4,20m langen Stechpaddel in filigrane, frei im Raum anordenbare Leuchtkörper. Die eingelassenen Lichtleisten markieren dabei nicht nur den aktuellen Wasserstand des Radduscher Naturhafens (2 Meter, Stand 09/23), sondern dienen zugleich als elegisches Zeitzeugnis einer Gegenwart, die – angesichts der zunehmenden Wasserknappheit und des schwindenden Spree- Pegels – vielleicht bald schon Geschichte sein wird.

Julia Ihls & Marius Probst, Surreal Labor

DORIAN GRAY 

1x0,6m Fotografien, Direktdruck auf Alu Dibond

Zwei Nahaufnahmen von Strömungslinien im Sand der gegenwärtig größten Düne Brandenburgs. Ein spekulativer Ausblick auf das Flussbett der Spree in einer instabilen Zukunft. 

Klemens Czurda
 

FLUßFAHRT

Der Film dokumentiert die zweitägige Flußfahrt, die ein Fährmann, ein Filmemacher, ein Schauspieler und eine Wissenschaftlerin Anfang Oktober unternommen haben. Ziel war es, die Forschungen, Teile der Installation und Wasser vom Naturhafen Raddusch zum Holzmarkt in Berlin zu bringen. Und das mit Hilfe des Akteurs, der die beiden Orte verbindet - der Spree.

 In Text und Bild reflektiert der Film die Möglichkeit, den eigenen menschlichen Standpunkt zu verlassen und auch nicht-menschliche Perspektiven einzunehmen, eine Bewegung, wie wir sie aus dem Mythos kennen. Was geschieht, wenn wir die Zentralstellung des Menschen hinterfragen und der Vielzahl von nicht-menschlichen Akteuren Raum geben? Wir betreten das Reich der Metamorphose.

Oliver Rossoll (Bild), Maximilian Grünewald (Text),  Steven Lehmann (Kahnfahrt), Pauline Münch (Organisation)

HAFEN / FLIEß (13'00)

Zwei unterschiedliche Gewässer aus der Umgebung von Raddusch zeigen uns die Kontraste des Unterwasserlebens auf: Einerseits der ruhige grüne Radduscher Hafen, und auf der anderen Seite der braune Kahnsdorfer Fließ, die Wasserbehandlungsanlage, in der das eisenhaltige Wasser durch aktive photosynthetisierende Pflanzen behandelt wird. Diese Aufnahmen sind nicht bearbeitet und wurden mit Hydrophonen (Unterwassermikrofonen) im August 2023 aufgenommen.

Jonas Dahm & Diane Barbé

WASSERMÄANDERN (22'00)

Begegnungen - mit einem Kahnfahrer, einem Biber, einem Schleusenwärter, einer Anthropologin - führen uns sanft durch den Oberspreewald auf den stillen Kanälen des Radduscher Hafens, durch die künstlichen Wasserwege und Schleusen der Hauptspree und tauchen in die Wasserbehandlungsanlage des Kahnsdorfer Fließes am Schwarzen Berg in Raddusch. Diese vier Szenen stammen aus Aufnahmen, die im August 2023 an Land, in einem Kajak und im Wasser mit einem Hydrophon (Wassermikrofon) aufgenommen wurden. Sie stellen eine Art "Film ohne Bilder" dar, in dem die Klänge uns leiten.

Jonas Dahm & Diane Barbé 

ZWIEGESPRÄCH MIT DER SPREE

Seil, Deko-Batist Naturstoff, recyceltes Holz

Flüsse können auf besondere Weise mit uns kommunizieren: durch ihr Licht, ihre Farben, die Geräusche und Bewegungen des Wassers. Sie helfen uns zu reflektieren und uns zu erinnern. Wenn wir jedoch beginnen über die Zukunft der Flüsse nachzudenken, wird diese Verbindung oft durch den Wunsch nach Kontrolle durch Technik und Technologie geleitet und die Perspektive der Wasserläufe wird ignoriert. Wir wollen hier ein Experiment wagen: Diese partizipatorische Installation schafft Räume für Gespräche und Zusammenarbeit mit der Spree. Besucher:innen können der Spree in unterschiedlichen Formen, durch Sprache, Schrift oder Zeichnungen eine Nachricht hinterlassen. Ihre Empathie zur Spree steht im Mittelpunkt - und der Versuch, den Fluss als aktiver Akteur im laufenden Verhandlungsprozess um unsere Zukunft zu sehen.

Die Installation wurde gemeinsam von Bühnenbildner:innen, Anthropolog:innen und Wissenschaftskommunikator:innen entwickelt. Die drei Stationen decken Themen des Alltags, die derzeitigen Herausforderungen und Vorstellungen zur Zukunft der Spree ab. Die verwendeten Materialien spiegeln das Leben rund um die Spree wider: die Stoffe erinnern an die Trachten des Spreewaldes, die Seile an den Bäumen symbolisieren angedockte Boote und die Holzspiele der slawischen Gemeinschaften inspirieren den interaktiven Charakter der Installation.

Camila Ivana Vargas Pardo, Omar Sherif, Desirée Hetzel, Zora Ritz, Patricia Usée, Pauline Münch

WASSER IM DIALOG: LEBEN, FLUSS, VERÄNDERUNG

Ein kurzer Film mit Interviews im Naturhafen Raddusch, der die Bedeutung von inter- und transdisziplinären Perspektiven hervorhebt - mit der Spree im Zentrum. Erfahren Sie von Wissenschaftler:innen und Bewohner:innen, was sie mit der Spree verbindet, wie wir mit ihr zusammenarbeiten können und welche Visionen sie für die Zukunft haben. 

Interviews mit Desirée Hetzel, Heindriken Dahlmann, Carola von der Dick, Jonas Kuppler, Tobias Krüger, Márk Somogyvári, Hartmut Konzack. D & Bearbeitung  Klemens Czurda & Pauline Münch

DAS MÄRCHEN VOM RIESEN SPREJNIK (25’00)

Eine Reise mit Text und Musik 

Der Riese Sprejnik ist nicht nur der Namensgeber der Spree, sondern auch ein großer Freund der Menschen. Doch seine Großzügigkeit hat auch ihre Schattenseiten. Die alte Sage erzählen wir in neuem Gewand.

Mythen und Legenden sind Teil eines Wissensschatzes, der weit vor der wissenschaftlichen Methode, die Erfahrungen der Menschen gespeichert und der Welt Sinn verliehen hat. In diesen Erzählungen handeln nicht nur Menschen, sondern auch Flüsse, Wälder und andere Mächte. Die Erweiterung des Personals um nicht-menschliche Akteure erscheint uns heute märchenhaft - doch ist gerade dieser Blick über den Tellerrand des Anthropozentrismus (die Sonderstellung des Menschen) lohnend, in einer Zeit, in der uns die Natur in (für uns) katastrophaler Weise daran erinnert, dass nicht nur der Mensch in der Lage ist zu handeln.

Sven Daniel Bühler (musik) & Maximilian Grünewald (text)

PROJEKTE & PERSONEN

SurrealLabor 

Das Kollektiv SurrealLabor – bestehend aus Andreas Hölldorfer, Julia Ihls und Marius Probst – forscht und arbeitet an den Schnittstellen von Kunst, Bio-Design und digitalen Medien. Mit der Frage, welche Visionen eine Gesellschaft der Zukunft hervorbringen kann, fordert es zugleich die Grenzen des Status quo durch künstlerisch-räumliche Interventionen heraus.

AnthropoScenes 

AnthropoScenes verbindet Theater und Wissenschaft - dabei dreht sich alles ums Wasser. Ob auf den Bühnen Berlins, oder auf Märkten in Brandenburg, damit eine nachhaltige Zukunft des Wassers Teil der öffentlichen Debatte wird, werden verschiedene Publikumsgruppen, Wissenschaftler:innen und Künstler:innen zum gemeinsamen Experimentieren aufgerufen.  Das Projekt ist in das inter- und transdisziplinäres Forschungskonsortium , Climate and Water Under Change (CliWaC) eingebettet, das die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen in Berlin und Brandenburg untersucht. Es wird von der Berliner University Alliance als Experimentierlabor gefördert und läuft bis 2024.

 

Maximilian Grünewald 

Maximilian ist Schauspieler und freier Dramaturg und hat seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig genossen. Es folgten Engagements an den Staatstheatern Karlsruhe und Hannover. In seiner Arbeit befasst er sich mit dem Verhältnis von Mensch und Natur sowie der Dramatisierung wissenschaftlicher Diskurse. 2020 hat er das Kollektiv ANTHROPOS EX mitbegründet. Das Kollektiv sucht nach Wegen, nicht-menschlichen Akteuren eine Bühne zu geben und experimentiert dabei mit Methoden aus Theater, Film, der Bildenden Kunst und den Naturwissenschaften. So kamen u.a. Kooperationen mit Studierenden der ETH (ZH), der ZHdK (ZH) und der HFG Karlsruhe zustande. In enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Bewohner:innen des Spreewalddorfes Raddusch hat Maximilian Grünewald das künstlerische Konzept von „Flussgeschichten“ entwickelt. 

Oliver Rossol

Oliver wurde 1987 in Nürnberg geboren und ist als Autorenfilmer, Kameramann und Videokünstler tätig. Er studierte Kunst an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main bei Rotraut Pape. Am Schauspiel Frankfurt realisierte Rossol Videoarbeiten für Ersan Mondtag. In der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Regisseur Alexander Eisenach entstanden u. a. die Inszenierungen „Anthropos Tyrann (Ödipus )“ an der Volksbühne Berlin und „Einer gegen Alle“ am Residenztheater München. Sein Spielfilmdebüt „Grün ist eine unmenschliche Farbe“ mit Alexej Lochmann und Lisa Birke Balzer hatte in 2022 Debut

Klemens Czurda

Klemens ist Medienkünstler und arbeitet mit Fotografie und Film als Medien, dokumentarisch und in ortsspezifischen Installationen. Seine Arbeiten erzählen vom Liminalen, von Gesellschaft, ihren Akteuren und ihren Artefakten. Vom Anthropozän, Wissenschaft und Technologie bis hin zu sozialen Strukturen und Erinnerung.

Diane Barbé

Diane verbindet experimentelle Musik, biophonische Forschung und Aktivismus miteinander und erforscht menschliche und nicht-menschliche Welten durch Klang. Seit 2015 lebt sie in Berlin und arbeitet an der Schnittstelle von Ökologie und Musik, wobei sie sowohl Field Recordings als auch elektronische und akustische Instrumente nutzt. Ihr Debütalbum "a conference of critters", das im Oktober 2022 auf dem Berliner Phonographie-Label forms of minutiae erschien, entstand ausschließlich aus Field Recordings, die während der Pandemie in Thailand gesammelt wurden. Derzeit arbeitet sie an einem Ensemble aus Blasinstrumenten, Percussions, Vogelstimmen mit dem Namen The Alien Kin, mit dem sie die spielerische, nonverbale Kommunikation zwischen Spezies erforscht. Diane arbeitet mit Tänzer:innen, Träumer:innen, Klangmacher:innen, Bildermacher:innen, Poet:innen und allen anderen Arten von Kreaturen zusammen.

Camila Ivana Vargas Pardo 

Camila ist eine kolumbianische Künstlerin, deren Arbeit darauf abzielt, echte Verbindungen zwischen Menschen durch den Raum herzustellen. Sie nutzt die Mittel des Designs und der Performance, um relevante Erzählungen für spezifische soziale Kontexte zu schaffen. Sie hat Erfahrung sowohl auf als auch hinter der Bühne und hat in diversitätsorientierten Räumen, wie dem Ramba Zamba Theater, dem Schwulen Museum und der Mobilen Akademie in Berlin gearbeitet. Ihr Werk umfasst die kollektive Arbeit an Kunstwerken, die Inklusion von Gemeinschaften und die interdisziplinäre Wissensvermittlung über künstlerische Plattformen. Sie erkundet gerne die Hobbys anderer Menschen und lebt seit 2021 in Berlin.

Omar Sherif

Omar Sherif ist eine interdisziplinäre Bühnenbildnerin und Art Director, die ihre Kenntnisse in den Bereichen Architektur, Bühnenbild und Raumgestaltung kombiniert, um beeindruckende Umgebungen zu schaffen und harmonische Benutzererfahrungen zu gestalten. Schon immer hat Omar mit großer Leidenschaft Räume und Kunst geschaffen, um Ideen und Aussagen zu vermitteln und die Freiheit in der Gestaltung auszuleben, um das Unsagbare zu berühren

Desirée Hetzel

In ihrer Arbeit beschäftigt Desirée sich als Umweltanthropologin mit Mensch-Umwelt-Beziehungen und bezieht derzeitige und zukünftige Vorstellungen für die Wasserlandschaft Berlin-Brandenburg mit ein. Sie ist Teil des Forschungskonsortiums CliWaC (Climate and Water under Change), das sich mit den wasserbezogenen Herausforderungen in und für die Region beschäftigt (mehr Informationen finden Sie unter cliwac.de). Desirée Hetzel macht ethnographische Forschung im Spreewald und kommt mit Bewohner*innen zu ihrer Sicht auf Wasser und Umwelt ins Gespräch.

Pauline Münch

Pauline ist die Koordinatorin des AnthropoScenes-Projekts. Mit einem Hintergrund in Wissenschaftskommunikation ist sie daran interessiert, experimentelle und kollaborative Methoden weiter zu entwickeln, die Diskussionen über Wasser eröffnen können. Ihre Arbeit liegt an der Schnittstelle von künstlerischer und wissenschaftlicher Praxis, sowie Wissenstransfer und transdisziplinärer Forschung.

Ebenfalls mit dabei: Jonas Dahm, Sven Bühler, Zora Ritz, Patricia Usée, Steven Lehmann

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